BFW-Dortmund

BFW wird zum Prüflabor für virtuelle Siemens-Brille

Die Entwicklungen in der Zerspanungstechnik sind rasant. Werkstücke werden bereits am Computer konzipiert, die Daten wandern ins Steuerungssystem und schon legt die CNC-Maschine los. Innerhalb kurzer Zeit ist das Werkstück, ob ein Bauteil für die Autoindustrie oder ein Spezialwerkzeug, fertig. Das Einzige was noch gebraucht wird, ist das Know-How der Programmierer. Was wäre, wenn sich diese Spezialisten auch noch untereinander vernetzen könnten?

An dieser Frage tüftelt gerade die Siemens AG. Die Idee: Die IT-Spezialisten für den Bereich Werkzeugtechnik treffen sich in der virtuellen Welt. Sie tauchen ein in eine virtuelle Werkstatt im Netz. Gemeinsam erarbeiten sie hier Lösungen für ein Bauteil oder tauschen ihre Erfahrungen aus. Alle stehen direkt in dieser virtuellen Werkstatt an einer Fertigungsmaschine und können sich so auch gegenseitig Handgriffe zeigen und das obwohl sie in der realen Welt vielleicht tausende von Kilometern voneinander entfernt sind. Möglich macht dies eine neue virtuelle Spezialbrille, die die Siemens AG in Erlangen für den Maschinen- und Werkzeugbau und auch für die Medizintechnik entwickelt hat. Im Berufsförderungswerk Dortmund hat die Siemens AG den Prototyp dieser Brille jetzt getestet. Das BFW wurde mit seinen Ausbildern zum Prüflabor.

„Wer die Brille aufsetzt, kann komplett in die virtuelle Welt abtauchen. Er spannt ein digitales Gitter um sich herum, das ihn von der realen Welt abschirmt“, erklärt Karl-Heinz Engel, Programm Manager Education bei der Siemens AG. „Streckt er seinen Kopf mit der Brille über die Gittergrenze hinaus, ist er direkt wieder in der realen Welt. Er kann sich also zu jeder Zeit problemlos mit Kollegen in der realen Welt austauschen, um dann sofort in der virtuellen Welt den Chat-Teilnehmern die Ergebnisse zu präsentieren.“ Gerade für die Ausbildung könnte diese virtuelle Brille von großem Wert sein. Coaches können so von Deutschland aus, Auszubildende z.B. in Indien weiterbilden oder gleichzeitig Studenten in den USA oder Australien unterrichten. „Wer die Brille aufsetzt, wird zum Avatar in der virtuellen Welt“, erklärt IT-Spezialist Karl-Heinz Engels und bietet den Ausbildern im Berufsförderungswerk an, das einmal ganz persönlich zu testen.

Tatsächlich zeigt sich mit der virtuellen Spezialbrille vor den Augen sofort eine Werkstatt mit CNC-Maschinen. Die Steuerungsmodule sind bekannt. Es sind die gleichen wie auf der Ausbildungsfläche der BFW-Werkstatt. Auf den Tischen stehen Computer und liegen Werkzeuge. Auch das ist identisch zur realen Werkstatt. Wer aber in der virtuellen Werkstatt nach diesen Werkzeugen greifen möchte, muss das mit einem Joystick machen. Keine einfache Sache ist das. Die ersten Handgriffe sind unbeholfen, doch die Ausbilder des Berufsförderungswerkes Dortmund haben den Dreh mit dem Stick schnell raus. Karl-Heinz Engels: „Die Bewegungen in der virtuellen Werkstatt müssen geübt werden, ganz klar. Aber wer das schließlich beherrscht, für den ist vernetztes Arbeiten auf der ganzen Welt möglich.“

Seit einem Jahr laufen die Forschungen für die virtuelle Siemens-Spezialbrille. Bislang wurde der Prototyp nur auf Messen präsentiert. Das Berufsförderungswerk ist die erste Adresse für die Siemens AG, um die Spezialbrille jetzt auch Ausbildern zu zeigen. Für Detlef Bekel, seit 30 Jahren Ausbilder im Berufsförderungswerk ist die Erfahrung mit der Spezialbrille beeindruckend: „Das ist unvorstellbar, wie realistisch diese virtuelle Werkstatt ist. Hier kann man bestimmt problemlos unterrichten oder sich mit anderen Ausbildern austauschen.“ Einen weiteren entscheidenden Vorteil der virtuellen Spezialbrille behält sich Siemens-Mitarbeiter Karl-Heinz Engels bis zum Schluss seiner Präsentation auf: „Auch das Aufräumen der virtuellen Werkstatt ist viel leichter als in der realen Welt. Ein Knopfdruck auf RESET genügt.“

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