BFW-Dortmund

Mit Zeitarbeit zum beruflichen Erfolg: Absolventin des BFW Dortmund startet durch

Dortmund, 28.11.2022. Mit Anfang 30 in Rente – das kommt für Sarah Christin Berger nicht in Frage. Dankend lehnt sie den Vorschlag ihres ersten Rentenberaters ab. Denn trotz körperlicher Einschränkungen und chronischer Erkrankungen will sie eines auf keinen Fall: für den Rest ihres Lebens untätig zu Hause sitzen.

Im Gegenteil. Sie möchte etwas Sinnvolles leisten. Am Leben teilhaben. Und dieses Ziel hat sie nun erreicht – gemeinsam mit der Deutschen Rentenversicherung und dem Berufsförderungswerk Dortmund (BFW).

„Ich möchte anderen Menschen Mut machen. Menschen, die wie ich einen schwierigen Lebenslauf haben“, sagt Frau Berger. Denn ihr Weg war alles andere als geradlinig. Dabei fing ihr Einstieg ins Berufsleben vielversprechend an. Erst machte sie Abitur, dann begann sie ein Medizinstudium in Hannover – bis eine bakterielle Erkrankung ihr Kniegelenk schädigt und sie körperlich außer Gefecht setzt. Eine Stoffwechsel- und chronische Autoimmunerkrankung werfen sie zusätzlich aus der Bahn. Bis heute kann Frau Berger ihr linkes Bein nur eingeschränkt bewegen. Auch das Medizinstudium muss sie leider aus finanziellen Gründen abbrechen – aufgrund der krankheitsbedingten Fehlzeiten wurde ihr das BAFÖG gestrichen. Sie kehrt ins Ruhrgebiet zurück. Doch wie soll es weitergehen?

„Aktion 100“ wird zum Glücksgriff

Da erfährt sie von der Aktion „100 zusätzliche Ausbildungsplätze für Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderung in Nordrhein-Westfalen“. Das MAGS NRW fördert die Aktion mit Mitteln des Landes und des Europäischen Sozialfonds der europäischen Union, die durch Fördermittel der Regionaldirektion NRW der Bundesagentur für Arbeit ergänzt werden. Dank der Unterstützung ihres zuständigen Reha-Beraters schafft es Frau Berger, in das Programm aufgenommen zu werden.
Im Rahmen des Projekts entscheidet sie sich für die Berufsausbildung zur Kauffrau im Gesundheitswesen. Gefördert und unterstützt wird sie hierbei von Elisabeth Hermann vom BFW, die als sozialpädagogische Fachkraft die Ausbildung von Frau Berger koordiniert und ihr für Belange zur Seite steht. Fachlich versierte Ausbilder:innen helfen bei Fragen zum Berufsschulstoff und unterstützen vor den Prüfungen mit zusätzlichen Lerneinheiten. Somit können auch krankheitsbedingte Fehlzeiten aufgefangen werden.

Der theoretische Unterricht findet an einer Berufsschule in Bochum statt. Den praktischen Teil absolviert sie im Marienhospital in Gelsenkirchen. Nach der dreijährigen Ausbildungszeit hat sie den Abschluss zur Kauffrau im Gesundheitswesen mit gutem Ergebnis in der Tasche.

Zeitarbeit erfolgreich als Sprungbrett genutzt

Endlich kann sie in ein neues Berufsleben starten. Starthilfe bietet ihr dabei ein Zeitarbeitsunternehmen, das in Kontakt zum Absolventenmanagement des BFW‘s Dortmund steht. Das Angebot für Frau Berger: Schichtarbeit in der Flüchtlingshilferegistrierung in einer Landeserstaufnahmeeinrichtung. Die Absolventenmanagerin Ingrid Steinberg leitet es an Frau Berger weiter. Zunächst ist die ehemalige Teilnehmerin skeptisch. Schichtarbeit und Dienst am Wochenende, darüber möchte sie erst nachdenken. Doch sie sieht auch, wie wichtig diese Arbeit ist, wie sie damit Menschen helfen kann – und nimmt das Stellenangebot an.

Schnell arbeitet sie sich ein, lernt dabei viel über den Ablauf des Immigrationsprozesses und den Umgang mit Flüchtlingen. Ihr Einsatz wird belohnt: Als knapp ein halbes Jahr später bei der Bezirksregierung Arnsberg eine Sachbearbeiterin für Immigration im Verwaltungsdienst in Unna-Massen, Dezernat 20, gesucht wird, bewirbt sie sich intern auf die Position – und erhält die Zusage. Sarah Berger ist sich sicher: Ohne ihre Erfahrungen, die sie während der Zeitarbeit gesammelt hat, hätte sie die Stelle niemals bekommen. Denn nur so konnte sie selbstbewusst ins Gespräch gehen und die Arbeitgeber:innen von sich überzeugen.

Zeitarbeit – noch immer genießt das Arbeitsmodell einen schlechten Ruf. „Zu Unrecht“, findet Ingrid Steinberg, Absolventenmanagerin im BFW Dortmund. „Zeitarbeit wird heutzutage fair bezahlt. Häufig erhalten Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter sogar mehr, als es der Gesetzgeber vorschreibt. Zudem kann ein Zeitarbeitsvertrag ein großes Sprungbrett in den Beruf sein. Nicht selten übernehmen Firmen Personen, die zuvor im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung bei ihnen beschäftigt waren.“

Das kann Sarah Berger nur noch einmal bestätigen: „Für mich war die Zeitarbeit wie ein Sechser im Lotto. Ohne sie wäre es schwierig geworden, einen Einstieg zu finden.“ Die junge Frau ist dankbar für die Unterstützung, die sie vom BFW Dortmund erhalten hat. Nicht nur für die Ausbildung, sondern auch für die Betreuung im Anschluss. Noch heute steht sie in Kontakt zu ihren Betreuerinnen aus dem BFW, die sich sehr über ihren beruflichen Erfolg freuen.  




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