BFW-Dortmund

Angst fährt immer mit – LKW-Fahrer sucht sich neuen Beruf

Werkstoffprüfer

2. Chance als Werkstoffprüfer

Arbeitsplatz Autobahn. Kilometerfressen bei Tempo 80 und dabei 40 Tonnen im Nacken. Für Stefan Neumann war das 19 Jahre lang Alltag. Er hat viel gesehen „auf dem Bock“ und zum Teil brenzlige, gefährliche Situationen erlebt. Oft war er froh, dass er gesund nach Hause gekommen ist. Körperlich hat der Familienvater den Knochenjob wirklich gut verpackt, nur seelisch ging es irgendwann nicht mehr. „Als LKW-Fahrer steht man unter einem wahnsinnigen Druck“, erzählt der heute 47jährige, „dazu kommt, dass es auf der Straße immer aggressiver wird. Da schert plötzlich jemand vor dir ein und du kannst den tonnenschweren Sattelschlepper nicht mehr rechtzeitig abbremsen. Davor hatte ich totale Angst.“

Die Ängste andere in Gefahr zu bringen, wurden immer stärker und gleichzeitig stiegen die Anforderungen. Bei so mancher Tour war dem Wittener schon morgens klar, dass er das Tages-Pensum nicht schaffen würde. „Und das Ganze damals für 4,79 Euro die Stunde“, erinnert er sich. „Fünf Tage pro Woche war ich unterwegs. Hab geschlafen auf überfüllten Rastplätzen und bin dann wieder los. Bis 2012 hab ich durchgehalten und dann ging bei mir gar nichts mehr.“ Diagnose Burnout. Während seiner Behandlung wurde es Stefan Neumann immer klarer, dass er runter muss von der Straße. Er musste irgendetwas ganz anderes arbeiten. Aber was?

In dieser Zeit lernte der Vater von fünf Kindern das Berufsförderungswerk (BFW) Dortmund kennen. Hier werden Menschen, mit einer chronischen Erkrankung oder nach einem Unfall, wenn sie ihre ursprüngliche Arbeit nicht mehr leisten können, umgeschult. In einer meist zweijährigen Qualifizierung erlernen sie einen neuen Beruf mit Abschlussprüfung vor der Industrie- und Handelskammer. Das BFW hilft außerdem dabei, in diesem neuen Beruf eine Anstellung zu finden. Die Erfolgsquote ist hoch: Mehr als 75 Prozent der BFW-Absolventen haben nach ihrer Prüfung direkt einen Arbeitsvertrag.

Stefan Neumann ließ sich auf dieses Unterstützungsangebot, das bei ihm von der Deutschen Rentenversicherung finanziert wurde, ein. „Eigentlich wollte ich damals zuerst Immobilienkaufmann werden“, erzählt er. „Ich kann halt gut quatschen und dachte, das passt. Aber dann sind wir bei einem Rundgang über das BFW-Gelände durch die Werkstatt geführt worden und da gab es diesen Metallgeruch. Mir war sofort klar: Das ist mein Ding.“ In ganz unterschiedlichen Berufen wird in der BFW-Werkstatt ausgebildet. Vom Zerspanungsmechaniker, dem NC-Anwendungsfachmann, dem KFZ-Mechatroniker bis hin zum Werkstoffprüfer. Stefan Neumann entschied sich für die schwierigste Qualifizierung, den Werkstoffprüfer. Hier bietet das BFW die höchsten Abschlüsse, die es in Deutschland in der Werkstoffprüfung gibt. Dieses besondere Qualifizierungsangebot gibt es seit Neuestem auch für Teilnehmer mit Bildungsgutschein. Wer das packt, hat am Ende sicher einen Job, denn in Zeiten von Fachkräftemangel werden Werkstoffprüfer händeringend gesucht. Stefan Neumann hat sich durch die schwierigen Prüfungen durchgebissen, weil er wusste, dass er hier wirklich eine 2. Chance bekommt. „Ich bin echt kein Mathegenie“, erinnert er sich, „aber ich habe im BFW viel Hilfe bekommen und wollte mir schließlich beweisen, dass ich das kann.“ Und wie er es konnte: Stefan Neumann hat seine Prüfungen herausragend bestanden.

Schon während der Qualifizierung sammeln BFW-Teilnehmer viel Erfahrung in der Praxis. Für Stefan Neumann ging es zum Praktikum nach Hagen, zur Werkstoffprüfung Kunze GmbH. Ein Praktikum, bei dem auf Anhieb für ihn und auch für das Unternehmen alles passte. Inzwischen arbeitet Stefan Neumann seit vier Jahren bei dem Familienunternehmen in der Volmestadt. Heute sagt er: „Für mich ist das alles mit Hilfe des Berufsförderungswerkes echt gut gelaufen.“

Die nächsten Info-Tage finden im BFW Dortmund am 27. August und 10. September 2019, jeweils um 9:30 Uhr statt. Auch für Arbeitsuchende hat das Berufsförderungswerk viele Angebote. Die Förderung mit Bildungsgutschein durch die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter ist möglich.

Kontakt:
Silvia Schütte
Zentrale Ansprechpartnerin
Telefon: 0231 7109-208
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