BFW-Dortmund

Love-Parade-Katastrophe machte ihn krank – jetzt hat Marcel Birk nach Umschulung im BFW wieder einen Job

Marcel Birk hat sein Leben genossen. Damals vor 10 Jahren, als er gerade 18 Jahre alt war. Nichts konnte ihn unterkriegen, so dachte er. Bis zum 24. Juli 2010. Dieser Tag veränderte sein Leben. Plötzlich war nichts mehr so wie es einmal war. Am 24. Juli 2010 geschah das Unvorstellbare während der Love-Parade in Duisburg. Marcel Birk war mittendrin.

Der junge Rheinberger wollte, wie so viele andere, an diesem Tag auf das Festival. Es sollte ein toller Tag werden, an dem alle ausgiebig feiern. Doch schon am Eingang war das Gedränge unvorstellbar dicht. „Ich stand insgesamt viereinhalb Stunden auf der Rampe zum Gelände der Love-Parade, kurz vor dem Tunnel, in dem die Leute gestorben sind“, erzählt er. Schreie hat er gehört. Weinen. Er konnte nicht weg. Stunden später war klar: 21 Menschen starben in diesem Gedränge, über 500 wurden zum Teil schwer verletzt. Marcel Birk überlebte das Unglück ohne sichtbare Verletzungen und ging am Montag ganz normal wieder zu seinem Freiwilligen-Dienst bei der Bundeswehr.

Wenig später begannen Alpträume und Panikattacken. „Heute weiß ich, dass man das, was mit mir los war ‚posttraumatische Belastungsstörung‘ nennt“, berichtet er, „hätte ich damals gewusst, dass ich psychologische Hilfe brauche, hätte ich mir vieles ersparen können.“

Nach seiner Zeit bei der Bundeswehr machte Marcel Birk eine Ausbildung im Straßenbau. Äußerlich merkte niemand, mit welchen Erinnerungen er innerlich kämpfte. Seine Panikattacken kaschierte er mit leichten Drogen. Den Konsum passte er an, je nachdem wie schlecht er sich fühlte und schaffte seine Abschlussprüfung. Kurz danach brach er zusammen und landete im Krankenhaus. Marcel Birk: „Dieser Klinikaufenthalt in Duisburg-Rheinhausen hat alles für mich verändert. Endlich war Schluss mit den Drogen und endlich konnte mir auch jemand sagen, was eigentlich mit mir los war. Die Love-Parade-Katastrophe hat echt was in mir kaputt gemacht.“

Sechs Wochen war der junge Rheinberger in der Klinik. Er bekam nicht nur psychologische Begleitung, sondern auch Unterstützung bei der Suche nach einem beruflichen Neuanfang. Zum ersten Mal hörte er vom Berufsförderungswerk Dortmund und einer Möglichkeit, noch einmal beruflich ganz neu zu starten. Seine Reha-Beraterin bei der Agentur für Arbeit erzählte ihm von einer neuen beruflichen Perspektive durch das BFW Dortmund und von einer Qualifizierung mit psychologischer Unterstützung. Marcel Birk nahm diese Chance wahr.

Als Wiedereingliederung und Berufsfindung ging der Weg für ihn zunächst zum Berufstrainings-Zentrum Duisburg – das mittlerweile nach Oberhausen umgezogen ist. Hier werden Menschen mit psychischen Problemen langsam wieder an den beruflichen Alltag herangeführt. In vielen Fällen gelingt der Übergang vom BTZ zu einer Umschulung im Berufsförderungswerk. So war es auch bei Marcel Birk. „Ich war zum Info-Tag im BFW Dortmund. Auch die Berufsförderungswerke in Köln und Oberhausen habe ich mir angeschaut. Für mich persönlich war das Angebot in Dortmund am besten. Meine Reha-Beraterin hat mich dann direkt dort angemeldet. Zu einer Umschulung zum Zerspanungsmechaniker.“

Der Beruf passte zu Marcel Birk. Doch die zweijährige Umschulung verlief im letzten Halbjahr vor der Prüfung wegen der Corona-Pandemie für ihn so ganz anders als erwartet. Doch auch das meisterte er problemlos, denn inzwischen hatte er gelernt, sich auf immer neue Herausforderungen einzustellen. Als das BFW im März 2020 auf E-Learning und Homeoffice zum Schutz vor Ansteckung von Covid-19 umstellen musste, war das für den jungen Rheinberger gar kein Problem, erzählt er. „Wir hatten zu jeder Zeit immer guten Kontakt mit unseren Ausbildern, online und auch am Telefon, das war für mich das Wichtigste. Klar, war das schade, dass wir uns als Gruppe anfangs nicht mehr treffen konnten, aber wir haben das alle hingekriegt.“ Im Juli hat Marcel Birk seine Umschulung zum Zerspanungsmechaniker erfolgreich abgeschlossen und direkt danach gab es für ihn den nächsten Erfolg. Mitten in der Corona-Krise bekam er eine feste Anstellung. Seit dem Sommer arbeitet Marcel Birk als Zerspanungsmechaniker in einem Dental-Labor.

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